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Marco Köhler
lebt in Chemnitz
sucht und sammelt zu den Marken Schladitz und Phänomen
Ausgangspunkt meiner Hochrad-Tour in 2018 war das 19.Norddeutsche Pederstreffen in Bad Zwischenahn. Seit fast 20 Jahre strömen so stets 100te Pedersenfreunde ans Zwischenahner Meer und folgen damit der herzlichen Einladung von Traute & Otto Renken. Meine Teilnahme per Hochrad habe ich natürlich vorher abgesprochen. Im Anschluss des Treffens ging für mich der Weg in die Niederlande. Als Endziel hatte ich mir das Fietsmuseum in Nijmegen gesteckt.

Am 31.Mai machte ich mich erneut per Zug auf den Weg.

In Bad Zwischenahn wollte mich Otto vom Bahnhof abholen. Danach kam nur das Zitat: "Ich hole dich nie wieder vom Bahnhof ab! Keiner beachtet mich mehr auf meinem Pedersen-Fahrrad. Sonst erntete ich immer alle Blicke!"
Am nächsten Tag fand die obligatorische Fahrt ums Meer statt. Aufgrund von Regen musste diese Tour gekürzt werden, aber den Löffeltrunk gab es trotzdem! Die Ausfahrten an Samstag und Sonntag zum Pedersentreffen sind immer sehr gut organisiert und man sieht viel vom Ammerland. Diesmal ging es an den Nordsee-Jadebusen nach Varel. Vorher besichtigten wir den Metallkünstler Diedel Klöver und seinen lebendig wirkenden Tiergarten "Yard Art" aus Metallschrott. Wir mussten aufpassen, dass er unsere Räder nicht gleich für ein neues Kunstprojekt einbehielt.
Am Montag nach dem Treffen startet ich Richtung deutsch-niederländischer Grenze. Erste Pause machte ich in der Gemeinde Sögel im Park des Barockschlosses Clemenswerth. Das in den Jahren 1737-1747 von Kurfürst Clemens August erbaute Jagdschloss auf dem "Hümmling" besteht aus 6 einzelnen Pavillons um das eigentliche Schloss und diese tragen die Namen des Kurfürsten, seiner Bistümer Köln, Münster, Paderborn, Hildesheim, Osnabrück und des Deutschordenssitzes Mergentheim.
Danach ging es durch das Meppener Bundeswehrgelände. Achtung! Achtung! Übungsgebiet! Es wird scharf geschossen! Das Militärgelände schadlos passiert, fuhr ich vorbei an der Emser Transrapid-Teststrecke. Etappenziel war das kleine Örtchen Haren an der Ems und rund 100km waren bereits absolviert.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fand ich mein Hochrad zugestellt durch 20 -30 E-Bikes in der Pensionsgarage vor. Das kostet Zeit, mein Hochrad da raus zu holen. Besitzer der Räder, die dazu kamen, dachten, mein Rad sei Requisite der Pension. Danach fuhr ich recht flott Richtung Niederlande. Eine Grenze passiert man nicht wirklich, wenn man auf Radwegen unterwegs ist. Es kommt auch kein Hinweis-Schild. Einzig an den Nummernschildern und dem Respekt gegenüber Radfahrern merkt man, dass man bereits im Fiets-Land sein muss. Die Tour führte mich über Hardenberg, Ommen nach Zwolle. Mit 120 km die längste Etappe auf meiner Route durch die Niederlande.
Kurzer Einschub: Radfahren in den Niederlanden ist wie Malen nach Zahlen. Weiß man seine Knotenpunkte, kommt man schnell voran und kann sich nicht verfahren. Auch werden Hochradfahrer gewarnt, dass die nächste Brückendurchfahrt doch zu niedrig. Ein weiteres schönes Detail auf dem Radweg war eine autonom fahrende kleine Fähre für 3-5 Radfahrer. Per Knopfdruck konnte jeder Radler sich ans andere Ufer bringen. Auf diese Weise kann man Radwege völlig unabhängig von Autostrassen und Brücken durch die wunderschöne Natur legen.
Und wer bei dem rechten Schild auf dem Bild denkt, dass es uns vor einem Ort wo Fahrräder platzen können, warnt, der irrt gewaltig. Aufgrund der Vielzahl an Fahrrädern darf man in den Niederlanden sein Rad nicht überall abstellen, wo man gerade möchte.
Es gibt in den größeren Städten direkte Parkhäuser und Parkplätze nur für Fahrräder. Gegen Gebühr darf man hier sein Rad parken und es ist gleichzeitig gut bewacht.

Zurück zur Tour: Zwolle ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijessel. Die Stadt, einstiges Mitglied der Hanse, erhielt 1230 die Stadtrechte und hatte im 15. Jahrhundert seine Blütezeit. Zwolle war damals, wie Deventer, eine Hochburg der Buchdruckerkunst.

So schnell wie ich über die Fahrrad-Highways ins Zentrum von Zwolle am Vortag geradelt bin, kam ich aber am nächsten Morgen nicht wieder heraus. Zudem konnte ich nicht wie geplant mit der Fähre über die IJessel übersetzen. Der Fährmann hatte seinen Dienst noch nicht angetreten.
Ein kleiner Umweg über die IJsselbrug (IJsselbrücke) zur kleinen Gemeinde Hattern, welche im Mittelalter für das Herzogtum Geldern von großer Bedeutung war, musste dadurch gefahren werden. Auf dem Damm zum Fluss IJessel ging es auf Empfehlung zunächst nach Deventer. Der nette Radler gab der Deventer-Presse einen Tipp, die mich so für ein Interview auf dem Radweg einfing. Deventer - auch eine Stadt, die Ihre Blütezeit im 15. -17. Jahrhundert hatte. So berichten die historischen Gebäude. Foto Marco
Deventer ist aber auch die Stadt mit der ältesten niederländischen Fahrradfirma BURGERS E.N.R. (gegr. 1868), die sogar den königlichen Hof beliefern durfte. Das originale Rad der Königin konnte ich später auf meiner Tour noch bewundern.
Am Nachmittag setzte ich meine Fahrt ins 15 km entfernte Apeldoorn fort. Nach langer Suche nach einer Unterkunft für die Nacht fand ich ein wunderschönes Hotel namens Pegasus. Ein prachtvolles, viktorianisches Gebäude aus dem Jahr 1896 mit wenigen Zimmern. Der Charme des gesamten Hauses nebst Einrichtung ist wie ein Zeitsprung in die Vergangenheit. Mein Hochrad und ich passten perfekt hier her.

Nach einem königlichen Frühstück mit Grammophon-Musik führte mich mein Weg zunächst nach Arnheim. Während des Stadtbummels mit kleinem Mittagssnack machte ich eine überraschende Bekanntschaft. Ein Herr sprach mich an, schwärmte und zeigte mir Bilder seiner Sammlung historischer Räder.

Danach setzte ich meine Fahrt Richtung Nijmegen fort. Ziel in Nijemgen war das Fiets-Museum VELORAMA von Gerd Jan Moed. Ein Mekka für Sammler historischer Fahrräder. Die Dichte an Ausstellungsstücken von 1870 bis 1900 ist so hoch, dass man nach 2 - 3 Stunden einfach erschlagen war.

Daher kümmerte ich mich um ein Zimmer im dazugehörigen Museumshotel.
Später am Abend stand noch ein Stadtbummel auf dem Programm. Am nächsten und zweiten Tag in Nijmegen erfuhr ich, dass der Chef vom Fahrrad-Museum aktuell bei uns auf Durchreise in Sachsen ist.
Der zweite Tag in Nijmegen war bis zum Nachmittag komplett verregnet, so dass an Unternehmungen nicht viel möglich war. Richtung Abend wurde das Wetter besser und ich traf mich mit niederländischen Freunden vom Pedersentreffen in der Altstadt. Zum Abendbrot aßen wir typische kleine Gerichte, wie Senfsuppe und Bitterballen zu einem schönen Glas Bier.
Die letzte Etappe mit reichlich 40km vor der Heimreise per Zug stand an. Von Nijmegen ging es zurück nach Kleve, Deutschland.
Entlang der Strecke sah ich in der Ferne ein rosa leuchtendes Feld. Tulpen konnten es jedoch nicht sein!? Daher entschloss ich mich zur Erkundung und einem Fotostopp. Es war ein Mohnfeld in voller Blüte, welches kurz vor der Ernte stand.
Die letzten Kilometer rollten gut und Kleve rückte immer näher. Nach einem Stadtbummel stand die Besichtigung der Schwanenburg auf dem Programm. Die Sehenswürdigkeit in Kleve, die der Stadt zugleich seinen Namen verdankt oder viel mehr dem Burgberg (Cleef = Klippe / Kliff) auf dem die Schwanenburg errichtet wurde.
Danach ging es ein letztes Mal auf die Suche nach einer Unterkunft, wenn möglich in Bahnhofsnähe. Der letzte Tag war gekommen und nun musste nur noch die Heimreise per Zug gemeistert werden. Ganze 11 Stunden Fahrtzeit, 5 Umstiege mit Hochrad plus Gepäck und immer die Ungewissheit, schafft man den Anschlusszug bzw. fährt der angegebene Zug überhaupt. Letzteres stand schon beim ersten Zug trotz Radreservierung am Vortag in Frage.
Fazit der Reise: eine wunderschöne Woche per Hochrad durch die Niederlande und ein ebenso schönes Pedersentreffen sind leider schon wieder vorbei.